In der Atmosphäre treffen sich warme, feuchte Luftmassen, die mit kühlerer, trockenerer Luft in höheren Schichten kollidieren. Wenn warme, feuchte Luft aufsteigt, kühlt sie sich ab und der Wasserdampf in der Luft kondensiert zu Wolken. Dies führt zur Bildung einer Gewitterwolke. Innerhalb des Gewitters können starke Aufwinde auftreten, die dazu führen, dass die sich drehende Luft, die in der Atmosphäre bereits vorhanden ist, in die Vertikale kippt. Dies kann einen horizontalen Wirbel erzeugen. Wenn der horizontale Wirbel weiter gestärkt wird, kann er sich in die Vertikale drehen und einen Trichter formen, der sich bis zum Boden erstreckt – ein Tornado ist entstanden. Ein Tornado der auf dem Boden rotiert und erhebliche Zerstörung verursachen kann, indem er alles auf seinem Weg verwüstet.

Dein Wecker läutet um 5 Uhr morgens. Du bist müde, hast nicht viel geschlafen. Erinnerungen manifestieren sich jede Nacht in deinen Träumen und lassen sie zu Albträumen werden, die dich nicht zur Ruhe kommen lassen. Dein Klingelton ist ein Song, der dir helfen soll, besonders motiviert in den Tag zu starten. Es funktioniert nicht. Aber das wird es irgendwann. Das muss es irgendwann. Du stehst auf und gehst duschen. Das Wasser ist so heiß, dass sich deine Haut bald rötlich färbt. Es ist angenehm. Es fühlt sich an, wie eine Umarmung. Es fühlt sich an, als würde das heiße Wasser deinen Schmerz abspülen können. Es funktioniert nicht. Aber das wird es irgendwann. Das muss es irgendwann. Du ziehst dich an. Ein Blick in den Spiegel verrät dir, dass du wieder zu dunkel gekleidet bist. Das wird den Leuten auffallen. Du wirst wieder auf deine „Trauerkleidung“ mit witzelnden Bemerkungen angesprochen werden. Du entscheidest dich deshalb dafür, doch ein farbiges Oberteil anzuziehen. Mit der Farbe an deinem Körper siehst du fast glücklich aus. Ein bisschen Farbe hilft auch zum Glücklich sein. Sagen alle. Es funktioniert nicht. Aber das wird es irgendwann. Das muss es irgendwann. Du trinkst deinen Tee und gibst deinem Körper damit etwas Wärme und Energie, damit er bereit ist. Bereit für die Welt da draußen. Bereit dafür, sein Bestes zu geben. Du ziehst deine Jacke und deine Schuhe an und blickst ein letztes Mal in den Spiegel. Du öffnest die Türe und tust das, was du jeden Tag tust. Du setzt dein bestes Lächeln auf, weil ja alles gut ist… Du bist wie immer. Niemand bemerkt, wie du innerlich jeden Tag mehr zerbrichst. Aber du lächelst. Du hast gelernt, dass die Menschen in deiner Umgebung mit einem Lächeln besser umgehen können, als mit Tränen oder schlechter Stimmung. Du hast gelernt, dass sie mit traurigen Mitmenschen überfordert sind. Sie finden schlechte Stimmung befremdlich. Sie finden tiefe Traurigkeit befremdlich. Wenn du es mal rauslässt, wird dein Blick mit einem Sieben-Tage-Regenwetter verglichen und du wirst aufgefordert, wieder etwas mehr zu lächeln. Man kann doch nicht jeden Tag schlecht drauf sein und seine Launen auch noch anderen Menschen so offen zeigen. Das ist doch eine Zumutung – vermitteln dir die anderen. Also lächelst du. Lächeln hilft dabei, wirklich glücklich zu sein. Sagen immer alle. Es funktioniert nicht. Aber das wird es irgendwann. Das muss es irgendwann. Du spielst deine Rolle den ganzen Tag perfekt. Dein farbiges Oberteil unterstützt deinen fröhlichen Look und unterstreicht dein aufgesetztes Lächeln. Manchmal quälen dich Trigger, die Erinnerungen freisetzen, die du aber nicht brauchen kannst. Du musst doch lächeln. Du musst doch glücklich sein. Dein Boden wird jedes Mal unter den Füßen weggezogen, aber die anderen dürfen es nicht bemerken. Sie wissen ja nicht, wie sie damit umgehen sollen. Also lächelst du den Schmerz weg. Das sollte helfen. Es funktioniert nicht. Aber das wird es irgendwann. Das muss es irgendwann. Endlich hast du Feierabend. Du fährst nach Hause. Öffnest deine Türe und tust das, was du jeden Tag tust. Du legst es endlich ab, dieses verdammte Lächeln…

Du glaubst, dass dich all das irgendwann von selbst heilen wird. Wenn du deinen Mitmenschen vorspielen kannst, glücklich zu sein, wirst du damit auch deine eigene Psyche austricksen können. Aber es funktioniert irgendwie nie. Es wird aber irgendwann funktionieren. Das muss es ja irgendwann. Stattdessen kommen zu deinen seelischen Schmerzen immer mehr körperliche Beschwerden hinzu. Du wirst immer öfter krank. Bekommst die utopischsten Erkrankungen. Du glaubst, du bist verflucht und fragst dich, wann diese Hölle endlich aufhört. Was musst du noch alles ertragen und verflucht nochmal, warum?! Die Gefühle platzen aus dir heraus. Du schreist. Du weinst. Du hasst die ganze Welt. Du hasst einfach alles. Du bist erschöpft, aber du fühlst dich besser. Erleichtert. Du siehst in den Spiegel. Deine Augen sind glasig und rötlich gefärbt, deine hinuntergelaufene Mascara hat auf deinen Wangen ein Muster hinterlassen. Du siehst müde aus, aber deine Lippen formen das erste Mal seit langem ein ehrliches Lächeln.

Wenn man etwas traumatisches erlebt hat oder traurig ist, ist es sehr wichtig, dass man seine Gefühle nicht hinunterschluckt. Jedes aufgesetzte Lächeln, jedes unter den Teppich kehren, jeder Versuch, nicht an das Trauma zu denken, vergiftet deinen Körper. Mit Traurigkeit ist es so wie mit jeder anderen Emotion – wenn man immer alles hinunterschluckt und die Gefühle nie hinauslässt, dann explodiert man irgendwann. Zuerst weht nur ein kleiner Wind im inneren deines Körpers. Aber mit der Zeit wird es immer schwieriger diese Schein-Rolle aufrechtzuerhalten. Aus dem kleinen Wind wird langsam ein Sturm und ein Wirbel, der jeden Tag mit deinem aufgesetzten Lächeln gefüttert wird, bis ein Tornado entsteht, der dich innerlich komplett zerstört. In diverser Literatur spricht man davon, dass der Körper der Spiegel zur Seele ist. Und genau so ist es auch. Wenn du deine Traurigkeit nie hinauslässt und versuchst deine Ängste, Gedanken, Erinnerungen, etc. zu verdrängen, leidet dein Körper darunter und du wirst krank. Ja, eine Auseinandersetzung damit ist sehr schmerzhaft und Verdrängung ist ein probates Mittel im Alltag, um sich nicht ständig mit den Scherben deines Lebens auseinandersetzen zu müssen. Aber damit gerätst du nur in einen Teufelskreis und vergiftest auch deinen Körper, denn auch deine Psyche braucht ein Ventil. Körperliche Beschwerden helfen dann dabei, schmerzhafte Wahrheiten nicht ins Bewusstsein kommen zu lassen.

Deshalb lass deine Gefühle raus. Es ist in Ordnung nicht gut drauf zu sein. Es ist in Ordnung, nicht dauerhaft zu lächeln. Es ist in Ordnung so zu sein, wie du dich fühlst. Setz dich nicht unter Druck damit, so schnell wie möglich wieder gut gelaunt zu sein. Setze dich mit deinen Gefühlen unbedingt auseinander und rede mit jemandem darüber. Es ist wichtig, dass du all die Dinge, die dich beschäftigen verarbeitest, damit du damit leben und alles akzeptieren kannst. Aber dafür musst du dich leider mit deinen Albträumen auseinandersetzen. Damit du deinen inneren Frieden wiederfinden kannst. Damit sie nicht dein Leben steuern, sondern irgendwann bloß nur noch ein Teil deines Lebens sind. Nur so, wird deine Lebensfreude wieder zurückkommen können und du wieder ehrliche Freude empfinden können. Nur so, kannst du deinen Tag wirklich mit einem ehrlichen Lächeln beginnen.

Also sei ruhig mal mies gelaunt. Sei ruhig mal nicht der Norm entsprechend. Sei ruhig mal ein bisschen – bitter.

Image by Freepik

Categories:

Tags:

Ein Kommentar

  1. Ja genau, dieses Verstecken seiner Gefühle macht krank. Jemanden seine Gedanken anzuvertrauen, einfach über das Unbegreifliche zu sprechen. Es hilft so und wie du schreibst, irgendwann ist der Alptraum weg und man findet Frieden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert